R�nne, ein junger Arzt, der fr�her viel seziert hatte, fuhr durch S�ddeutschland dem Norden zu. Er hatte die letzten Monate tatenlos verbracht; er war zwei Jahre lang an einem pathologischen Institut angestellt gewesen, das bedeutet, es waren ungef�hr zweitausend Leichen ohne Besinnen durch seine H�nde gegangen, und das hatte ihn in einer merkw�rdigen und ungekl�rten Weise ersch�pft. Jetzt sa� er auf einem Eckplatz und sah in die Fahrt: es geht also durch Weinland, besprach er sich, ziemlich flaches, ...
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R�nne, ein junger Arzt, der fr�her viel seziert hatte, fuhr durch S�ddeutschland dem Norden zu. Er hatte die letzten Monate tatenlos verbracht; er war zwei Jahre lang an einem pathologischen Institut angestellt gewesen, das bedeutet, es waren ungef�hr zweitausend Leichen ohne Besinnen durch seine H�nde gegangen, und das hatte ihn in einer merkw�rdigen und ungekl�rten Weise ersch�pft. Jetzt sa� er auf einem Eckplatz und sah in die Fahrt: es geht also durch Weinland, besprach er sich, ziemlich flaches, vorbei an Scharlachfeldern, die rauchen von Mohn. Es ist nicht allzu hei�; ein Blau flutet durch den Himmel, feucht und aufgeweht von Ufern; an Rosen ist jedes Haus gelehnt, und manches ganz versunken. Ich will mir ein Buch kaufen und einen Stift; ich will mir jetzt m�glichst vieles aufschreiben, damit nicht alles so herunterflie�t. So viele Jahre lebte ich, und alles ist versunken. Als ich anfing, blieb es bei mir? Ich wei� es nicht mehr. Dann lagen in vielen Tunneln die Augen auf dem Sprung, das Licht wieder aufzufangen; M�nner arbeiteten im Heu, Br�cken aus Holz, Br�cken aus Stein; eine Stadt und ein Wagen �ber Berge vor ein Haus. Veranden, Hallen und Remisen, auf der H�he eines Gebirges, in einen Wald gebaut hier wollte R�nne den Chefarzt ein paar Wochen vertreten. Das Leben ist so allm�chtig, dachte er, diese Hand wird es nicht unterw�hlen k�nnen, und sah seine Rechte an. Im Gel�nde war niemand au�er Angestellten und Kranken; die Anstalt lag hoch; R�nne war feierlich zu Mute; umleuchtet von seiner Einsamkeit besprach er mit den Schwestern die dienstlichen Angelegenheiten fern und k�hl.
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