Mit streng wissenschaftlichen Methoden eine Darstellung der Probleme des Erotischen zu geben, lag nicht in der Absicht des Verfassers. Wer die wissenschaftlich geordneten Tatsachen des menschlichen Sexuallebens studieren will, der wird eine vortreffliche Literatur dar�ber vorfinden. Das Thema dieses Buches ist also nicht das Geschlechtsleben des Menschen in seinen physiologischen Rapporten, wenn auch, gewisserma�en als Stichprobe, darauf Bezug genommen wird. Denn so luftzart sich auch manche erotischen Bildungen ...
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Mit streng wissenschaftlichen Methoden eine Darstellung der Probleme des Erotischen zu geben, lag nicht in der Absicht des Verfassers. Wer die wissenschaftlich geordneten Tatsachen des menschlichen Sexuallebens studieren will, der wird eine vortreffliche Literatur dar�ber vorfinden. Das Thema dieses Buches ist also nicht das Geschlechtsleben des Menschen in seinen physiologischen Rapporten, wenn auch, gewisserma�en als Stichprobe, darauf Bezug genommen wird. Denn so luftzart sich auch manche erotischen Bildungen darstellen, bleiben sie oder sind sie doch erdgebunden und vollziehen sich nicht im luftleeren blutleeren Raum. Das nicht zu ersch�pfende Thema des Buches ist die Phantasie, welche das menschliche Individuum, zeit- und gruppenbestimmt, zur Erhaltung oder Steigerung seines Lustgef�hls aufbringt, diese Lustgef�hle �ber den Tod hinaus zu verewigen. Die nichts als physiologische Tatsache der Lustgef�hle erh�lt die Art und nichts weiter. Sie f�hrt zu den stagnierenden Formen des Tierlebens. Mangel an der diesbez�glichen Phantasie macht das Liebes- und Kulturleben echt primitiver V�lker so einfach wie das der Tiere, deren Verhalten auf die Einform der Gattung gerichtet ist, nicht auf die Variet�t der Individuen. Im Gegensatz zum Menschen, der sich in Einzelehe und Einzelwirtschaft Formen geschaffen hat, welche die Variet�t beg�nstigen - bis zur Bedrohung der Gattung. Das Thema dieses Versuches ist mehr als irgendein anderes voller Fallen. Vorurteile geb�rden sich als Urteile, Vorlieben wollen die nat�rliche Perspektive der Dinge verschieben, und Scheu tut das ihre, Wichtiges zu verschleiern und aus dem Licht, in dem es steht, in ein Clair-Obscur zu r�cken. Wir sind noch nicht einmal so weit, nur das zu sagen, was sich sagen l��t. Unser Vorrat an Fragen ist noch weit gr��er als unser Vorrat an Antworten. Darum sind die Menschen geneigt, Wichtiges in den Fragen zu �berh�ren, um mit einer bereiten, gef�lligen Antwort zurechtzukommen.
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