Trotz intensiver Bearbeitung des Forschungsfelds Erinnerungskultur bestehen zwei Probleme bis heute: Das Verhaltnis zwischen Individuum und Kollektiv bleibt weitgehend ungeklart, und zu oft wird von der Existenz einer "wahren", unverfalschten Erinnerung ausgegangen. Die vorliegende "Theorie der Erinnerungskulturen" bietet eine Losung fur diese Probleme an, indem sie Erinnerungskultur als Teil des gesellschaftlichen Wissensvorrats analysiert - und zwar systematisch in ihrer Entstehung, Struktur und Funktion. Sie erganzt die ...
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Trotz intensiver Bearbeitung des Forschungsfelds Erinnerungskultur bestehen zwei Probleme bis heute: Das Verhaltnis zwischen Individuum und Kollektiv bleibt weitgehend ungeklart, und zu oft wird von der Existenz einer "wahren", unverfalschten Erinnerung ausgegangen. Die vorliegende "Theorie der Erinnerungskulturen" bietet eine Losung fur diese Probleme an, indem sie Erinnerungskultur als Teil des gesellschaftlichen Wissensvorrats analysiert - und zwar systematisch in ihrer Entstehung, Struktur und Funktion. Sie erganzt die Beschreibung der kulturellen Existenz des Menschen als animal symbolicum um das Kapitel der Erinnerung.Dabei bringt die Arbeit die konstruktivistische Wissenssoziologie von Peter L. Berger und Thomas Luckmann mit der Lebenswelt-Analyse von Alfred Schutz zusammen. Auf dieser theoretischen Basis systematisiert sie die Ergebnisse der Gedachtnisforschung, von den Neuro- und Literaturwissenschaften uber die Psychologie und Soziologie bis zu den Geschichtswissenschaften, um zu einer koharenten Theorie des kollektiven Gedachtnisses zu gelangen. Erinnerungskulturen sorgen dafur, gesellschaftlichen Zusammenhalt herzustellen, und sind deshalb stets Gegenstand politischer Auseinandersetzungen. Eine "wahre" Erinnerung kann es in den komplexen Prozessen kollektiven Gedachtnisses nicht geben.
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