Die Vielschichtigkeit des lat. Terminus gratia zwischen Anmut, Gnade und Gabe manifestiert sich in der Vormoderne in den bildenden Kunsten, in Dichtung, Rhetorik und Asthetik wie auch in philosophisch-theologischen Auseinandersetzungen. Die unterschiedlichen Bedeutungszuweisungen machen deutlich, dass und wie sich Sinnschichten uberlagern, wie sie ineinander spielen und einen Transfer von Wissen beschreibbar machen, der auf ein Konzept asthetischer Erfahrung fuhrt. Gratia ist konnotiert mit dem Charakter von Gabe aber ...
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Die Vielschichtigkeit des lat. Terminus gratia zwischen Anmut, Gnade und Gabe manifestiert sich in der Vormoderne in den bildenden Kunsten, in Dichtung, Rhetorik und Asthetik wie auch in philosophisch-theologischen Auseinandersetzungen. Die unterschiedlichen Bedeutungszuweisungen machen deutlich, dass und wie sich Sinnschichten uberlagern, wie sie ineinander spielen und einen Transfer von Wissen beschreibbar machen, der auf ein Konzept asthetischer Erfahrung fuhrt. Gratia ist konnotiert mit dem Charakter von Gabe aber gleichzeitig mit einer spezifischen Empfanglichkeit und Urteilsfahigkeit. Ihre Konzeptualisierungen weisen auf diese changierende, sich der Fassbarkeit verweigernde Dimension, die als affizierende Kraft erfahrbar wird. Diese Unbegrifflichkeit provoziert geradezu, dass gratia in unterschiedlichen materialen Gestaltwerdungen, medialen Darbietungsweisen wie diskursiven Formationen reflektiert wird bzw. zur Erscheinung gelangt. Der breiten Diffusion des Begriffs entsprechend situieren sich die in diesem Band vereinten Beitrage im Gebiet von Rhetorik, Kunsttheorie, Theologie und Philosophie sowie Kunst- und Dichtungspraxis. Sie zeigen wie gratia in produktionsasthetischen Debatten Eingang findet bzw. rezeptions- und wirkungsasthetische Fragen bestimmt. Mit den Darstellungsformen der gratia kommen zudem kunstlerische Praktiken, poetologische Verfahren und asthetische Strategien in den Blick.
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