Auszug: ...und in seiner schonen und klaren "Einleitung in die Philosophie der Gegenwart." Das "Ding an sich," das die Marburger und Badener Schule vollstandig ausscheiden, wird von Riehl als kausativer Faktor, auf dem die Materie der Empfindung beruhen soll, festgehalten. Unser Verstand erzeugt nicht das Sein der Gegenstande, sondern gibt nur ihrem Gegenstandsein die apriorische Form. Die logisch-synthetische Einheit des Bewusstseins ist nach Riehl die oberste Voraussetzung fur die Gegenstande der Erfahrung. Ihm entspricht ...
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Auszug: ...und in seiner schonen und klaren "Einleitung in die Philosophie der Gegenwart." Das "Ding an sich," das die Marburger und Badener Schule vollstandig ausscheiden, wird von Riehl als kausativer Faktor, auf dem die Materie der Empfindung beruhen soll, festgehalten. Unser Verstand erzeugt nicht das Sein der Gegenstande, sondern gibt nur ihrem Gegenstandsein die apriorische Form. Die logisch-synthetische Einheit des Bewusstseins ist nach Riehl die oberste Voraussetzung fur die Gegenstande der Erfahrung. Ihm entspricht das synthetische Identitatsprinzip, von dem auch die Kausalitat (ahnlich wie bei Herbart und Lipps) nur eine bestimmte Anwendung auf zeitliche Geschehnisse sein soll. Die Zeit- und Raumlehre Kants sucht Riehl mit den modernen empiristischen Theorien der Entstehung des Zeit und Raumbewusstseins zu versohnen. Die O r d n u n g e n des zeitlichen und raumlichen Auseinander und Nacheinander werden nach ihm nicht durch die Anschauungsformen von Raum und Zeit, sondern durch die Dinge an sich selbst bestimmt. Neben der theoretischen Philosophie, die hier ausschliesslich auf Erkenntnistheorie und Logik der exakten Wissenschaften beschrankt erscheint, gibt es noch eine Philosophie als "Weisheits- und Weltbegriff" die dem Menschen ein sittliches Ideal vor die Seele stellt. Aus der praktischen Philosophie Kants hebt Riehl ausschliesslich die Autonomie der Personlichkeit hervor, verwirft aber den kategorischen Imperativ; nicht minder verwirft er die gesamt religiose Glaubens- und Postulatentheorie Kants. Metaphysisch nennt sich auch Riehl "Monist" (kritischer Monismus), indem er annimmt, dass das Psychische und Physische nur zwei Betrachtungsweisen ein und derselben Wirklichkeit sind, die uns in ihrem Wesen unerkennbar ist und durch die Religionen nur auf Grund verschiedener sittlicher Lebenserfahrungen verschiedenartig ausgewertet wird. Riehl wirkt in der gegenwartigen Philosophie nur wenig mehr. Angeregt von ihm sind Honigswald und
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