Die beiden Aufsatze in diesem Buch haben ein gemeinsames philosophisches Anliegen. Wahrend der erste Aufsatz einem Problem der systematischen Philosophie gewidmet ist, geht es im zweiten vor allem um die Interpretation einer spezifischen Fragestellung, die in einer bestimmten indischen philosophischen Tradition artikuliert wird. Im ersten Aufsatz konzentriert sich Oetke auf einen Fragenkomplex, der die Philosophie beschaftigt, seit ein Kreter behauptete, kein Kreter sage die Wahrheit. Da die Diskussion uber die Familie der ...
Read More
Die beiden Aufsatze in diesem Buch haben ein gemeinsames philosophisches Anliegen. Wahrend der erste Aufsatz einem Problem der systematischen Philosophie gewidmet ist, geht es im zweiten vor allem um die Interpretation einer spezifischen Fragestellung, die in einer bestimmten indischen philosophischen Tradition artikuliert wird. Im ersten Aufsatz konzentriert sich Oetke auf einen Fragenkomplex, der die Philosophie beschaftigt, seit ein Kreter behauptete, kein Kreter sage die Wahrheit. Da die Diskussion uber die Familie der Wahrheitsparadoxa in der Logik und der analytischen Philosophie des 20. Jahrhunderts sehr intensiv gefuhrt wurde, hatte man keine grundlegend neuen Einsichten in den Ursprung und die Reichweite dieser Paradoxa erwartet, und doch ist es genau das, was dieser Aufsatz bietet, indem er die Notwendigkeit betont, verschiedene Arten von Bedeutung zu unterscheiden. Der zweite Aufsatz befasst sich mit Fragen der Hermeneutik klassischer Texte. Ausgangspunkt ist Oetkes abschliessender (unveroffentlichter) Kommentar zu einer Reihe von Artikeln im Journal of Indian Philosophy, die sich mit der Interpretation des sadvitiyaprayoga ("Beweisformulierung, die ein Gegenstuck nach sich zieht") beschaftigen. Oetke verallgemeinert den Punkt seiner kritischen Beobachtungen, indem er die Relevanz der Anerkennung verschiedener Arten von Bedeutung und Interpretation in der Forschungsmethodik nicht nur in der Geschichte der indischen Philosophie aufzeigt. Sein Aufsatz ist ein wesentlicher Beitrag zur zeitgenossischen Literatur zur Methodologie in der Geschichte der Philosophie im Allgemeinen. The two essays in this book are united by a common philosophical concern. While the first is dedicated to a problem in systematic philosophy, the second mainly deals with the interpretation of a specific issue articulated in a certain Indian philosophical tradition. In the first essay Oetke focusses on a complex of questions that occupied philosophy ever since a Cretan asserted that no Cretan tells the truth. Since the discussion of the family of truth paradoxes was very intensive in 20th century logic and analytical philosophy, one would not have expected essentially new insights into the source and the range of those paradoxes, and yet this is exactly what this essay offers by emphasizing the need to distinguish different types of meaning. The second essay addresses issues in the hermeneutics of classical texts. It takes its start from Oetke's final (unpublished) comment on a series of articles in the Journal of Indian Philosophy that deal with the interpretation of the sadvitiyaprayoga ("proof-formulation that entails a counterpart"). Oetke generalizes the point of his critical observations by showing the relevance of acknowledging diverse types of both meaning and interpretation in the methodology of research not only in the history of Indian philosophy. His essay is a substantial contribution to the contemporary literature of methodology in the history of philosophy in general.
Read Less