Wenn der Kanon von der Beliebigkeit der Texte abgel???st wird, theoretische Texte einen h???heren Stellenwert als literarische haben, wenn kein Kanon mehr gelesen werden mu???, so verzeichnet nicht nur der Student hier zuallererst einen Freizeitbonus - er mu??? weniger lesen; und wenn er die zentralen theoretischen Texte kennt, nat???rlich nicht alle, sondern nur die der Schule, der er sich anschlie???t, dann reicht das f???r jede Diskussion. Genau diese Situation an deutschen Hochschulen greift Ulrich Horstmann mit seiner ...
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Wenn der Kanon von der Beliebigkeit der Texte abgel???st wird, theoretische Texte einen h???heren Stellenwert als literarische haben, wenn kein Kanon mehr gelesen werden mu???, so verzeichnet nicht nur der Student hier zuallererst einen Freizeitbonus - er mu??? weniger lesen; und wenn er die zentralen theoretischen Texte kennt, nat???rlich nicht alle, sondern nur die der Schule, der er sich anschlie???t, dann reicht das f???r jede Diskussion. Genau diese Situation an deutschen Hochschulen greift Ulrich Horstmann mit seiner Kritik am Hegemonialstatus amerikanischer Theorieproduktion auf, die keine Grundsatzdiskussionen mehr m???glich macht, kritikimmun einen eigenen Jargon wie eine Fremdsprache pflegt und nur noch in Theoriezirkeln unterwegs ist. Die Experten ???f???r hochtourenden Leerlauf und geistt???tende Sterilit???t???, die die Macht ergriffen haben und die zugleich von Kunst und Literatur nichts mehr wissen wollen, sondern die theoretischen Werke zum Ma??? aller Dinge erhoben haben, diese ???ausgewiesenen Experten??? entlarvt der Autor mit viel Witz und erinnert an die Grundtugenden der Skepsis und des Staunens. Die 'F???hrerpers???nlichkeiten' der Theorie (Derrida, Bloom, de Man, Greenblatt etc.) werden vorgef???hrt und in der Analyse dieser ???totalit???ren Diskurse??? gezeigt, was das bekannte mulmige Gef???hl bei der Lekt???re vieler theoretischer Texte ausl???st. Interessante Gegenbeispiele pr???sentiert Horstmann in seinen Fallstudien jener englischsprachigen Wissenschaftler und Autoren, die auf unterschiedliche Weise versucht haben, Literatur und Theorie zu verbinden: David Lodge, Terry Eagleton, Malcolm Bradbury. Einzig George Steiner mit seiner ???Ein-Mann-Kampagne wider den theoretischen Absolutismus??? findet Gnade, denn dessen Konzepte stellen eine sinnvolle Alternative zu den herrschenden Theoriedebatten dar. Horstmann nimmt in dieser originellen Streitschrift ???ber das Trauerspiel Theoriedebatte kein Blatt vor den Mund und sieht sich hier in der Tradition der ???Gentle Art of Making Enemies???.
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