Der Irrtum in der Philosophie: mit einer neuen Einleitung der Herausgeber, drei späteren Aufsätzen von Balduin Schwarz zum Irrtumsproblem und Schriften Nicolai Hartmanns und Josef Seiferts
Schwarz, und zwar besonders durch das vorliegende Werk Der Irrtum in der Philosophie, ist eine wichtige Figur in dem Kreis jener "ph�nomenologischen Realisten", welche die transzendentale Wende, die Husserl seit 1913 (eigentlich schon seit 1905) vollzogen hatte, entschieden zur�ckgewiesen haben. Der Irrtum in der Philosophie bietet in seinem ersten Teil das Handwerkszeug, um das Wesen des Irrtums und seiner Grundformen, seiner Entstehung im vorphilosophischen, im psychologischen, im emotionalen, aber dann auch im ...
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Schwarz, und zwar besonders durch das vorliegende Werk Der Irrtum in der Philosophie, ist eine wichtige Figur in dem Kreis jener "ph�nomenologischen Realisten", welche die transzendentale Wende, die Husserl seit 1913 (eigentlich schon seit 1905) vollzogen hatte, entschieden zur�ckgewiesen haben. Der Irrtum in der Philosophie bietet in seinem ersten Teil das Handwerkszeug, um das Wesen des Irrtums und seiner Grundformen, seiner Entstehung im vorphilosophischen, im psychologischen, im emotionalen, aber dann auch im geistigen und besonders im eigentlich philosophischen Bereich zu verstehen. Auf dieser Grundlage erst kann der Irrtumsanf�lligkeit der "konstruktiven Tendenz" des Geistes Einhalt geboten werden. Schwarz gibt dem Leser ein Instrumentarium an die Hand, um im fremden, besonders aber im eigenen Denken, Irrt�mer aufzudecken. Inspiriert von Edmund Husserls Prolegomena zu den Logischen Untersuchungen, in denen die Irrt�mer der psychologistischen Logik und die diesen zugrundeliegenden �quivokationen und Verwechslungen messerscharf analysiert werden, aber keine Analyse des Irrtums als solchen geboten wird, weitet Schwarz Husserls Analysen vom Gebiet der Logik und Philosophie der Logik auf die gesamte Philosophie aus und kritisiert nicht nur F�lle philosophischer Irrt�mer, sondern antwortet auf die Frage, was der Irrtum ist und untersucht viele damit verkn�pfte grunds�tzliche Probleme. Er arbeitet ferner an Hand von eindrucksvollen und �berzeugenden Beispielen in systematischer und pr�ziser Weise zahlreiche Typen philosophischer Irrt�mer heraus und vernachl�ssigt dabei auch nicht eine Untersuchung der verschiedenen Urspr�nge philosophischer Irrt�mer, die er insgesamt der Sph�re der Psychologie zuordnet, auch wenn er, wie Nicolai Hartmann hervorhebt, in seinen konkreten Analysen, selbst wenn man Vorurteile, M�ngel in dem vorphilosophischen Kontakt mit den Sachen selbst, sowie moralische Fehlhaltungen insgesamt "psychologische" Ursachen der Irrt�mer nennen d�rfte, eine Reihe anderer Quellen identifiziert und eingehend erforscht: etwa linguistische, inkorrekte Analogisierungen bzw. falsche �hnlichkeiten, sowie die Spannung zwischen dem Universalit�tsanspruch der Philosophie und den Grenzen der Ratio. Schwarz zeigt, da� die Spannung zwischen wesenhaft von der Philosophie angestrebtem Universalwissen und Unerreichbarkeit desselben durch reine Mittel der Vernunft leicht zu Konstruktionen und mehr oder minder wilden spekulativen Versuchen, die "Leerstellen" philosophischer Erkenntnis auszuf�llen, f�hrt. Im zweiten Teil des Irrtums in der Philosophie (erg�nzt durch drei sp�tere Schriften von Schwarz �ber den Irrtum, die in der vorliegenden Auflage wiederabgedruckt sind), bietet Schwarz eine zwar, wie er selber hervorhebt, recht unvollst�ndige, aber doch erheblich �ber die existierenden Quellen hinausgehende Analyse der Geschichte des Problems des philosophischen Irrtums und der philosophischen Irrtumstheorien, von den Vorsokratikern an bis zum Erscheinungsjahr des Werkes. Die magistrale Untersuchung von Schwarz �ber den Irrtum in der Philosophie geh�rt zweifellos zu den umfassendsten philosophischen Werken aller Zeiten �ber dieses Thema und ist, in ihrem ersten Teil, die einzige systematische realistisch-ph�nomenologische Analyse von Wesen, Formen und Quellen philosophischer Irrt�mer, die wir besitzen und die Husserls Ruf nach einer "Ph�nomenologie des nichtigen Scheins" (Hua III/1, 353) entsprochen hat.
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