Auszug: ...dass ich die Kleider, Mit denen du so reichlich mich beschenkst, So selten trage, stets auf andre Zeit, Auf frohe Tage geizig sie versparend. Das fiel mir heute ein, und weil nun eben Gerade heute so ein froher Tag, So ging ich hin und schmueckte mich ein wenig! Sappho. Ein froher Tag? Nicht weiss ich es, warum? Melitta. Warum?-Ei nu, dass du zurueckgekehrt, Dass du-ich weiss nicht recht, doch froehlich bin ich. Sappho. Ha Falsche! Melitta. Was sagst du? Sappho (sich fassend). Melitta komm, Wir wollen ruhig ...
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Auszug: ...dass ich die Kleider, Mit denen du so reichlich mich beschenkst, So selten trage, stets auf andre Zeit, Auf frohe Tage geizig sie versparend. Das fiel mir heute ein, und weil nun eben Gerade heute so ein froher Tag, So ging ich hin und schmueckte mich ein wenig! Sappho. Ein froher Tag? Nicht weiss ich es, warum? Melitta. Warum?-Ei nu, dass du zurueckgekehrt, Dass du-ich weiss nicht recht, doch froehlich bin ich. Sappho. Ha Falsche! Melitta. Was sagst du? Sappho (sich fassend). Melitta komm, Wir wollen ruhig miteinander sprechen. Wie alt bist du? Melitta. Du weisst wohl selbst, o Sappho, Welch trauriges Geschick der Kindheit Jahre Mir unterbrach. Es hat sie keine Mutter Mit sorglicher Genauigkeit gezaehlt, Doch glaub ich, es sind sechzehn! Sappho. Nein, du luegst! Melitta. Ich? Sappho. Sprichst nicht Wahrheit! Melitta. Immer, hohe Frau! Sappho. Du zaehlst kaum fuenfzehn! Melitta. Leicht mag es so sein! Sappho. So jung an Jahren und sie sollte schon So reif sein im Betrug? Es kann nicht sein, So sehr nicht widerspricht sich die Natur! Unmoeglich, nein! ich glaub es nicht!-Melitta, Erinnerst du dich noch des Tages, da Vor dreizehn Jahren man dich zu mir brachte? Es hatten wilde Maenner dich geraubt. Du weintest, jammertest in lauten Klagen, Mich dauerte der heimatlosen Kleinen, Ihr Flehen ruehrte mich, ich bot den Preis Und schloss dich, selber noch ein kindlich Wesen, Mit heisser Liebe an die junge Brust. Man will dich trennen, doch du wichest nicht, Umfasstest mit den Haenden meinen Nacken, Bis sie der Schlaf, der troestungsreiche, loeste. Erinnerst du dich jenes Tages noch? Melitta. O koennt' ich jemals, jemals ihn vergessen! Sappho. Als bald darauf des Fiebers Schlangenringe Giftatmend dich umwanden, o Melitta, Wer war's, der da die langen Naechte wachte, Sein Haupt zum Kissen machte fuer das deine, Sein selbst vergessend mit dem Tode rang Den vielgeliebten Raub ihm abzuringen Und ihn errang, in Angst und Qual errang! Melitta. Du warst's, o...
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